Problematische Vermögenskonzentration!

Drucken
Artikel teilen
46 Milliardärinnen und Milliardäre gibt es in Österreich. Sie sind die Gewinner*innen der Pandemie. Das Gesamtvermögen der 100 reichsten Österreicher*innen wuchs in den Jahren 2020/2021 laut dem Wirtschaftsmagazin Trend um über 15 Prozent. Zum ersten Mal haben die 100 Superreichen des Landes mehr als 200 Milliarden Euro. Nur zum Vergleich: Das Vermögen der 100 Superreichen ist damit doppelt so groß wie Österreichs Bundesbudget, mit dem die Regierung die Politik und die Lebensverhältnisse in unserem Land gestaltet. Unter den 100 Reichsten in Österreich sind vor allem die Erbinnen und Erben aus Familien, die seit Generationen das Vermögen des Landes auf ihren Konten konzentrieren. Studien zeigen, dass Vermögensverteilung in allen Ländern des Euroraums besonders durch das Erben bestimmt wird. Eine Erbschaft in Österreich bedeutet im Durchschnitt hinsichtlich der Position in der Vermögensverteilung dasselbe wie ein Einkommenssprung über mehr als die Hälfte aller Haushalte in Österreich. Dies demonstriert eindrucksvoll das unterschiedliche Potenzial von Arbeit, Sparen und Erben auf die Stellung in der Vermögensverteilung in Österreich.
Grafik: Ungleichheit nach Gini-Koeffizient, Quellen: Household Finance and Consumption Survey (HFCS) 2017, OeNB Monetary Policy and the Economy Q4/21 © Rauch-Gessl

© Rauch-Gessl

Alarmierende Schieflage bei Vermögen

Schon 2020 zeigte die AK-Studie „Vermögenskonzentration in Österreich“ alarmierende Entwicklungen bei der Vermögenskonzentration: Das reichste Prozent der Österreicher*innen besitzt laut dieser Studie schon rund 40 Prozent des Vermögens. Eine neuere Analyse der Österreichischen Nationalbank (OeNB) kommt Anfang 2022 zum Schluss, dass die Vermögenskonzentration in Österreich noch eklatanter sein könnte als bisher angenommen. Laut OeNB-Studie bewegt sich die vermögensärmere Hälfte der Bevölkerung beim Anteil am gesamten privaten Nettovermögen je nach Berechnungsmodell zwischen –1,4 Prozent und +2,5 Prozent. Das bedeutet, dass eine Hälfte der Bevölkerung verschuldet ist und kaum Vermögen besitzt. Dagegen verfügen die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung über bereits zwischen 59,9 und 72,1 Prozent, das reichste Prozent über sogar zwischen 25,7 und 47,5 Prozent des Vermögens. Zur Darstellung der Vermögensverteilung in einer Gesellschaft wird oft der sogenannte Gini-Koeffizient herangezogen. Liegt dieser bei 1, würde eine Person über das gesamte Vermögen in einem Staat verfügen. Liegt er bei 0, würden alle Menschen gleich viel Vermögen besitzen.Der Gini-Koeffizient für Österreich bewegt sich in der OeNB-Studie im Bereich zwischen 0,77 und 0,87 und zeigt damit sehr klar: Österreich liegt europaweit im Spitzenfeld, was die Vermögensschieflage betrifft.

Ungleichheit hat Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft

Die stark zunehmende, ungleiche Vermögensverteilung bewirkt eine Reihe von gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Problemen. Dazu gehört nicht nur eine zunehmende Abkopplung der oberen – vermögenden – zehn Prozent der Bevölkerung vom Rest der Gesellschaft, wodurch eine Zwei-Klassen-Gesellschaft entsteht. Ebenfalls problematisch ist, dass wohlhabende Haushalte nur begrenzt Geld für Konsum ausgeben können. Stattdessen wird viel Geld für Spekulationen auf dem Finanzmarkt verwendet, mit bekannten Folgen wie etwa steigende Immobilien- und Grundstückspreise, die leistbare Wohnungen zur Mangelware machen. Eine weitere Folge ist, dass Geld aus Österreich ins Ausland abgezogen wird. Aber auch demokratiepolitisch bringt eine Schieflage in den Vermögen große Probleme mit sich, weil es Gruppen gibt, die aufgrund ihres Reichtums vollkommen andere Lebenserfahrungen machen, kaum den normalen Lebensrisiken ausgesetzt sind und völlig andere Lebenschancen geboten bekommen als der große Rest der Bevölkerung. Das ist zunächst ein moralisches Problem. Aber es ist auch ein Problem für eine Demokratie, wenn die oberste Schicht, die gut versorgt und damit gewissermaßen vom Marktgeschehen abgekoppelt ist, das Interesse an der eigenen Gesellschaft verliert.

Drucken
Artikel teilen
NACH OBEN
Um Ihnen den bestmöglichen Service zu bieten, speichert diese Website Informationen über Ihren Besuch in sogenannten Cookies. Durch die Nutzung dieser Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden. Weitere Informationen über Cookies, sowie welche Daten wir wie lange speichern, finden Sie in unserer Datenschutzerklärung. Dort können Sie auch der Verwendung von Cookies widersprechen und die Browsereinstellungen entsprechend anpassen.