Die Mieten steigen - Wohnen wird immer teurer

Drucken
Artikel teilen

Niederösterreich ist das Land der Häuselbauer. Jeder zweite Haushalt (54 Prozent) wohnt in einem eigenen Haus, weitere 8 Prozent wohnen in Eigentumswohnungen und rund 28 Prozent der Haushalte wohnen in Mietwohnungen. Das betrifft alleine in Niederösterreich fast 200.000 Mietverhältnisse. Mehr als die Hälfte dieser Mietwohnungen sind Genossenschaftswohnungen, jede zehnte Mietwohnung ist eine Gemeindewohnung und jede dritte Mietwohnung ist eine privat oder gewerblich vermietete Hauptmietwohnung.

Wohnbedarf größer als das Angebot

Eine Wohnbedarfsanalyse der AK Niederösterreich und des Instituts für Immobilien, Bauen und Wohnen aus dem Jahr 2015 kam zu dem Schluss, dass der jährliche Bau von 9.000 neuen Wohnungen in Niederösterreich nicht ausreicht, um den Wohnbedarf zu decken. Es benötige laut dieser Studie – auch angesichts des Bevölkerungswachstums – zusätzlich 2.500 neu gebaute Wohnungen, um den Bedarf an leistbarem Wohnraum bis 2020 zu decken. Laut Statistik Austria wurden in Niederösterreich von 2014 bis 2018 durchschnittlich 9.500 Baubewilligungen pro Jahr erteilt. Das ist weitaus weniger als die notwendigen 11.500 neuen Wohnungen pro Jahr.

Mieten steigen schneller als Einkommen

In Österreich sind die Mieten samt Betriebskosten laut Daten der Statistik Austria von 2009 bis 2018 um 32 Prozent gestiegen. In Niederösterreich war der Anstieg mit 34 Prozent noch höher. Zahlte man 2009 durchschnittlich 361 Euro Miete samt Betriebskosten pro Monat, so stieg dieser Betrag bis 2018 auf 486 Euro. Während der Anstieg bei den Genossenschaftswohnungen mit rund 30 Prozent und bei den Gemeindewohnungen 32 Prozent betrug, erhöhten sich die Mieten für die anders vermieteten Wohnungen um mehr als 35 Prozent.

Statistik Steigerung der Kosten für Miete und Betriebskosten von 2009 bis 2018 © Rauch-Gessl

© Rauch-Gessl


Die Netto-Mieten ohne Betriebskosten sind in Niederösterreich im Zeitraum 2009 bis 2018 sogar um mehr als 38 Prozent gestiegen, während im gleichen Zeitraum die Betriebskosten um rund 25 Prozent gestiegen sind. Zum Vergleich: Die Brutto-Medianeinkommen in Niederösterreich stiegen in diesem Zeitraum um rund 18 Prozent. Es zeigt sich damit, dass alleine die Ausgaben für Miete und Betriebskosten weit stärker wuchsen als die Brutto-Einkommen. Bei den Mieten gibt es auch regionale Unterschiede. Das Mietenniveau ist in Bezirken rund um Wien doppelt so hoch wie etwa in den Bezirken Horn oder Waidhofen/Thaya. Noch größere Unterschiede gibt es bei Eigenheimen und den Kosten für Baugründe.

Energiekosten und Pendeln belasten zusätzlich Haushaltsbudget

Während Strom und Gas seit 2009 nur leicht teurer geworden sind, stiegen vor allem die Heizkosten stark: Heizöl ist um 29 Prozent und feste Brennstoffe sind um 26 Prozent teurer geworden. Die Kosten für Fernwärme und Warmwasser haben sogar um 30 Prozent zugenommen. Dazu kommen noch die Kosten für den täglichen Arbeitsweg. Jede/r dritte NiederösterreichIn pendelt berufsbedingt mehr als 21 Kilometer, zwei Drittel der Beschäftigten fahren mit dem Pkw in die Arbeit. Das belastet die Haushaltsbudgets der ArbeitnehmerInnen zusätzlich.

Weniger Spielraum für ArbeitnehmerInnen

Den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern bleibt dadurch immer weniger Spielraum für Ausgaben des täglichen Lebens. So geben AlleinverdienerInnen mit einem Kind in einer privaten 60-Quadratmeter-Mietwohnung bereits bis zu 42,2 Prozent des Einkommens nur für die Miete und Energiekosten aus, zeigte eine Erhebung der AK Niederösterreich. GeringverdienerInnen, Teilzeitbeschäftigte oder Familien mit mehreren Kindern müssen mitunter schon 50 Prozent nur für Wohnen und Energie aufwenden. Dadurch bleibt kaum Geld übrig, um die Alltagsausgaben zu finanzieren. Viele Familien sind beim Lebensmittel-Einkauf, bei der Mobilität oder der Freizeitgestaltung erheblich eingeschränkt.

Mietrecht und Maklergebühren zulasten der MieterInnen 

Ein weiteres Problem in Bezug auf vermieteten Wohnraum stellt sich beim Mietrecht ein. Dieses ist nicht einheitlich geregelt. Das schafft oft Probleme. Einfamilien- und Zweifamilienhäuser, die von ihren BesitzerInnen nicht mehr bewohnt werden, werden immer öfter nicht verkauft, sondern vermietet. Wer ein Einfamilienhaus mietet, bewegt sich aber außerhalb des Mietrechtsgesetzes. Das betrifft auch die Kündigungsregelungen, die nur für Mietwohnungen, aber nicht für gemietete Häuser gelten. Dazu kommen noch die Regelungen für Maklergebühren, die die MieterInnen benachteiligen. Derzeit müssen Provisionen in der Regel von Mieterinnen und Mietern bezahlt werden, in Auftrag gegeben werden Objektvermittlungen aber von jemand anderem.

So hilft die AK ihren Mitgliedern

Fragen zu Betriebskosten, Mietverträgen oder Förderungen – die AK Niederösterreich steht Mitgliedern mit Rat und Tat zur Seite:

  • Mietrechtssprechtage in den Bezirksstellen St. Pölten, Baden, Mödling, Neunkirchen und Wiener Neustadt.
  • Mietrechtshotline für alle Fragen rund ums Wohnen.
    soziales Bau- und Wohngeld für AlleinerzieherInnen.
  • Infoveranstaltungen zum Thema „Richtig bauen und sanieren“.
  • Beratung und Kontrolle von Kreditverträgen.
  • Musterbriefe zum Downloaden und Broschüren.

Das fordert die AK für die Beschäftigten

Leistbares Wohnen ist ein zentrales Anliegen der AK Niederösterreich. Deshalb fordert sie:

  • Zweckwidmung der Wohnbauförderung, um leistbaren Wohnraum sicherzustellen.
  • mehr Wohnraum in den Wachstumsregionen wie z. B. in den Bezirken Bruck/Leitha, Gänserndorf, St. Pölten oder Mödling.
    Hier besteht größerer Bedarf an Wohnungen.
  • Vereinheitlichung des Mietrechts, z. B. bei Mietwohnungen und vermieteten Häusern.
  • Bestellerprinzip bei Maklerprovisionen: Die Maklerprovisionen sollen von jenen bezahlt werden, die eine Wohnungsvermittlung in Auftragg geben – in der Regel sind das die Vermieter.
Drucken
Artikel teilen
Schild in überfluteter Straße © Thaut Images

Klimaschutz muss gerecht gestaltet werden!

Klimapolitik im Interesse der ArbeitnehmerInnen

Klimaschutz muss gerecht gestaltet werden!

Mehr zum Thema
Grafik Entwicklung der Arbeitslosigkeit und Beschäftigung in Niederösterreich von 2013 bis 2019 © Rauch-Gessl

Herausforderung Covid-19-Rezession

Durch die COVID-19-Maßnahmen wird das Jahr 2020 durch eine Rezession gekennzeichnet sein. Das Vorkrisenniveau wird erst nach 2022 erreicht.

Herausforderung Covid-19-Rezession

Mehr zum Thema
Grafik zur Entwicklung der Zahl von PflegegeldbezieherInnen bis 2050 © Rauch-Gessl

Pflege und Pflegegeld: Das große Zukunftsthema

Die Zahl der PfleggeldbezieherInnen und die Ausgaben für Pflege werden bis 2050 stark steigen.

Pflege und Pflegegeld: Das große Zukunftsthema

Mehr zum Thema
NACH OBEN
Um Ihnen den bestmöglichen Service zu bieten, speichert diese Website Informationen über Ihren Besuch in sogenannten Cookies. Durch die Nutzung dieser Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden. Weitere Informationen über Cookies, sowie welche Daten wir wie lange speichern, finden Sie in unserer Datenschutzerklärung. Dort können Sie auch der Verwendung von Cookies widersprechen und die Browsereinstellungen entsprechend anpassen.