Pflege und Pflegegeld: Das große Zukunftsthema

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Professionelle Pflege und Betreuung – der Bedarf danach steigt als Folge des demografischen Wandels und vermehrter chronischer Erkrankungen. Das wirft für AK-Mitglieder die Frage nach verfügbaren, zugänglichen und leistbaren Betreuungs- und Pflegeleistungen und auch den Arbeitsbedingungen für Beschäftigte in diesem Berufsfeld auf.

PflegegeldbezieherInnen – Tendenz stark steigend

Über 463.000 Personen beziehen in Österreich Pflegegeld, 93.000 davon in Niederösterreich. Das Pflegegeld wird derzeit in sieben Stufen ausbezahlt und beträgt zwischen 160,10 Euro und 1.719,30 Euro monatlich. Die Hälfte der Beziehenden befindet sich in den ersten beiden Stufen, nur zwei Prozent sind in der höchsten Pflegestufe. Die Einstufung erfolgt im Auftrag der Pensionsversicherungsträger durch medizinische Gutachter. Dabei gibt es häufig Beschwerden bezüglich der Pflegegeldeinstufungen. 

Grafik zur Entwicklung der Zahl von PflegegeldbezieherInnen bis 2050 © Rauch-Gessl

© Rauch-Gessl

Die Zahl der BezieherInnen wird stark steigen. Im Jahr 2050 – so Prognosen – wird es über 750.000 PflegegeldbezieherInnen geben. Der Anteil der Menschen über 80 Jahren wird sich bis 2050 laut WIFO-Prognosen auf 11,5 Prozent der Bevölkerung verdoppeln. In zehn bis 20 Jahren wird die „Babyboomer-Generation“ der Nachkriegszeit pflegebedürftig sein, die Kosten für Pflege werden sich bis 2050 verdreifachen. Die öffentlichen Ausgaben für Pflege dürften dann bei neun Milliarden Euro liegen. 2018 lagen sie bei mehr als 2,6 Milliarden Euro. Professionelle Pflege erfolgt überwiegend im häuslichen Umfeld Laut Statistik Austria wurden 2018 rund 153.500 ältere Menschen durch professionelle mobile Dienste wie Hauskrankenpflege oder Heimhilfe zu Hause betreut. Dagegen waren 95.100 Personen in stationären Einrichtungen wie Pflegeheimen, Pflegewohnhäusern und ähnlichen Einrichtungen untergebracht. Mehr als 15.000 Personen nahmen andere Möglichkeiten wie Alltagsbegleitungen im häuslichen Umfeld, stationäre Kurzzeitpflege, betreutes Wohnen, teilstationäre Dienste mit Betreuungs- und Verpflegungsleistungen in ihren Tagesstätten und Tageszentren in Anspruch. Im Rahmen des Case- und Caremanagements konnten 104.000 Personen unterstützt werden. Insgesamt 57 Prozent der Betreuungs- und Pflegeverhältnisse entfielen auf den häuslichen Bereich. Mehr als drei Viertel der Gepflegten sind 75 oder älter.

Stark steigende Anzahl der Betreuungsverhältnisse

Seit 2013 hat die Zahl der betreuten Personen in den mobilen Diensten um 13 Prozent, bei stationären Diensten um 19 Prozent und bei der teilstationären Tagesbetreuung sogar um 23 Prozent zugenommen. In Niederösterreich war der Ansteig bei den teilstationären Diensten mit rund 31 Prozent und den mobilen Diensten mit 19 Prozent überdurchschnittlich hoch, während der Zuwachs bei den stationären Diensten mit 10 Prozent weniger stark ausfiel. Bei der Betreuungsquote weist Niederösterreich bei mobilen Diensten mit 19 Prozent (Österreich: 21 Prozent) und bei den stationären Diensten mit 10 Prozent (Österreich: 16 Prozent) ein unterdurchschnittliches Verhältnis von Betreuten oder Gepflegten im Verhältnis zu PflegegeldbezieherInnen
auf.

Bedarf steigt – Pflege ist weiblich

Laut Bedarfsprognose des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz aus dem Jahr 2019 arbeiten 67.000 Pflegekräfte in Krankenhäusern, über 60.000 sind in der Langzeitpflege aktiv. Nicht in den Daten erfasst sind über 62.000 – zumeist aus Osteuropa stammende – 24-h-BetreuerInnen. Zukünftig wird der Bedarf an Pflegekräften steigen. So schätzt das WIFO im Bereich der mobilen und stationären Pflege und Betreuung bis 2030 den Bedarf auf 24.000 und bis 2050 auf 79.000 zusätzliche Pflegekräfte. Derzeit sind 90 Prozent des Personals in der Langzeitpflege Frauen. Zudem geht es im österreichischen Pflegesystem derzeit nicht ohne pflegende Angehörige. 80 Prozent der Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt. Rund 950.000 Personen – drei Viertel davon Frauen – pflegen ihre Angehörigen. Viele mussten ihre Beschäftigung aufgeben oder ihre Arbeitszeit reduzieren und erleiden Einkommensverluste.

So unterstützt die AK in Pflegeangelegenheiten

  • Gesundheitsberuferegister: Die AK ist die für ihre Mitglieder zuständige Registrierungsbehörde. Mit der Registrierung der Gesundheitsberufe werden die ArbeitnehmerInnen sichtbarer, das sichert die Qualität und bringt mehr Anerkennung.
  • Pflegegeldberatung: Die AK hilft seit 2019 bei Fragen zum Pflegegeld und gibt Rechtsschutz bei Beschwerden über falsche Pflegegeld-Einstufung.
  • Förderungen für Ausbildungen: Die AK vergibt Förderungen für Ausbildungen zu Heimhilfe, Pflegeassistenz und Pflegefachassistenz.

Rezepte der AK Niederösterreich gegen den Pflegenotstand

  • Attraktivierung der Pflegeberufe durch bessere Bezahlung und weniger Arbeitszeit bei gleichem Lohn.
  • Reduktion der Überstunden und bessere Arbeitszeiten.
  • Möglichkeit der Altersteilzeit für alle Beschäftigten schaffen.
  • Abschaffung langer, aber mehrmals befristeter Anstellungen
  • einheitliche Schwerarbeits-Regelung für Pflegekräfte
  • unbürokratischer, kostenloser Zugang zu Fortbildungen für alle
    Beschäftigten, auch jenen bei privaten Trägerorganisationen.
  • leistbare Pflege durch gerechte Besteuerung von Vermögen
  • Einkommensverluste von Beschäftigten, die aus der Pflege von Angehörigen resultieren nachhaltig abfedern

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