Herausforderung Covid-19-Rezession

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Als im Dezember 2019 in der chinesischen Stadt Wuhan erste Fälle von COVID-19 bzw. Neuartiges Coronavirus-Erkrankungen auftraten, ahnte wohl niemand, dass Anfang 2020 die Welt wegen einer Pandemie für Monate fast stillstehen würde – mit schweren wirtschaftlichen und sozialen Folgen. Dabei war es in Österreich schon seit dem Frühjahr 2018 bedingt durch das außenwirtschaftliche Umfeld zu einer Schwächung des Wirtschaftswachstums gekommen. Für 2020 und 2021 wurde eine weitere leichte Abkühlung des Wachstums erwartet.

2019: Arbeitlosigkeit sank, Beschäftigung stieg

Trotz der Konjunkturabschwächung ist 2019 aber die Zahl der Arbeitslosen österreichweit um 3,5 Prozent gesunken. In Niederösterreich betrug der Rückgang 3,3 Prozent und die saisonbereinigte Arbeitslosenquote war mit 7,5 Prozent im Jahr 2019 etwas höher als der Österreich-Schnitt von 7,4 Prozent. Die Beschäftigung stieg österreichweit um 1,5 Prozent auf 3,797.317 Beschäftigte an. Auch in Niederösterreich stieg die Beschäftigung um 1,5 Prozent auf 629.613 Beschäftigte. Die Zahl der offenen Stellen erhöhte sich in Österreich um 7,8 Prozent, in Niederösterreich allerdings nur um 5 Prozent.

Grafik Entwicklung der Arbeitslosigkeit und Beschäftigung in Niederösterreich von 2013 bis 2019 © Rauch-Gessl

© Rauch-Gessl


COVID-19-Rezession im Jahr 2020, Vorkrisenniveau erst nach 2022

Von niedriger Arbeitlosenquote und hohen Beschäftigtenzahlen wird man sich in den kommenden Jahren wohl verabschieden müssen. Für das Jahr 2020 ist mit einem massiven Einbruch der Wirtschaftsleistung aufgrund des ab Mitte März 2020 wegen des Coronavirus von der Bundesregierung bedingten „Lockdown“ zu rechnen. Dadurch wird die Wirtschaft um 5,2 Prozent schrumpfen. Sollte es zu keinen weiteren einschränkenden Maßnahmen im Jahresverlauf 2020 kommen, rechnen Wirtschaftsforscher für 2021 wieder mit einem Wachstum von 3,5 Prozent und für 2022 mit einem Plus von 1,9 Prozent. Das Vorkrisenniveau wird aber auch bis Ende 2022 nicht wieder erreicht werden. Das liegt daran, dass kleine Volkswirtschaften wie Österreich, deren Produktions- und Dienstleistungssektoren sowohl im Inland als auch international stark vernetzt sind, mit einem spürbaren Multiplikatoreffekt der COVID-19-Pandemie-Krisenmaßnahmen rechnen müssen. So wird etwa für den Bereich Beherbergungs- und Gaststättenwesen 2020 ein Produktionsrückgang um bis zu 30 Prozent prognostiziert, der in den kommenden drei Jahren nur teilweise kompensiert werden wird. Auch die Produktionszahlen insbesondere für Bauwesen, Handel und Transport werden unter dem Trend bleiben.

Anstieg der Arbeitslosenquote um mehr als 10,5 Prozent erwartet

Für 2020 wird ein Anstieg der Arbeitslosenquote auf 8,7 Prozent erwartet. Durch Kurzarbeitsmaßnahmen konnte hier ein weit höherer Anstieg verhindert werden. Vor Ende 2022 ist deshalb auch bei der Arbeitslosenquote keine Rückkehr auf das Vorkrisenniveau von 7,4 Prozent abzusehen.

Staatsschuldenquote steigt auf 80 Prozent

Die Staatsschuldenquote wird sich wegen der von der Regierung beschlossenen Finanzhilfen von über 38 Milliarden Euro bis Jahresende von 70,4 auf 80 Prozent erhöhen. Erst Ende 2022 ist damit zu rechnen, dass die Quote unter 80 Prozent fallen wird – vorausgesetzt, die Einschränkungen für die Wirtschaft werden nicht wieder verschärft. Das Budgetdefizit wird 2020 mehr als 7,4 Prozent betragen.

Starker (Sozial-)Staat muss einspringen

In der Krise zeigt sich: Ein gut ausgebauter Sozialstaat und eine funktionierende Sozialpartnerschaft sind wichtig, um die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Krise, etwa durch die Arbeitslosenversicherung und spezielle Kurzarbeitsmodelle, zu meistern. Aber auch um die Wirtschaft wieder anzukurbeln, werden öffentliche Gelder notwendig sein. Deren Verwendung sowie kommende Steuerreformen und Konsolidierungsmaßnahmen sollten sich in Zukunft an zwei Zielen ausrichten: Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Wirtschaft und Gesellschaft und Bekämpfung des Klimawandels. Beispiele dafür sind Investitionen in den öffentlichen Verkehr, in die Qualifikation von Arbeitskräften, aber auch in die Ökologisierung des Steuersystems. Mit sogenannten „grünen“ Konjunkturpaketen könnten so neue zukunftsfähige Arbeitsplätze geschaffen werden.

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