Corona veränderte die Arbeitswelt

Drucken
Artikel teilen

Corona hat die Veränderung der Arbeitswelt – etwa durch Homeoffice – für viele Beschäftigte von einem Tag auf den anderen beschleunigt. Hunderttausende Menschen in Kurzarbeit machten die Erfahrung der Arbeitszeitverkürzung und wie es ist, mehr Zeit für Privates und Familie zu haben. Gerade deswegen ist es wichtig, die langfristigen Faktoren der Veränderung der Arbeitswelt genau anzusehen.

Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse hat zugenommen

Unsichere Jobs, befristete Arbeitsverträge, sich verschlechternde Arbeitsbedingungen sowie Einkommen, die kaum zum Bestreiten des Alltags reichen, nehmen zu. 2019 waren von 3,8 Mio. ArbeitnehmerInnen 1,3 Mio. in einer atypischen Beschäftigungsform. Rund 300.000 Personen sind armutsgefährdet, obwohl sie arbeiten gehen.

Intensivierung, Flexibilisierung und Entgrenzung der Arbeit

Digitale Kommunikation hat die Arbeit beschleunigt und führt bei Beschäftigten zu psychischen Belastungen. Örtliche und zeitliche Arbeitsflexibilisierung hat während der COVID-19-Pandemie durch Homeoffice einen Durchbruch erlebt: Zur Spitzenzeit waren 40 Prozent aller Beschäftigten in Österreich im Homeoffice. Jederzeit erreichbar zu sein und ortsunabhängig die Arbeitsleistung zu erbringen, lässt aber die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen. Gleichzeitig konnte eine große Zahl von ArbeitnehmerInnen im Handel oder im Gesundheitswesen bis hin zu Beschäftigten in Produktionsbetrieben während der Pandemie nicht im Homeoffice arbeiten.

Höhere Anforderungen an die Qualifikation

Standardisierbare Routinetätigkeiten sind auf dem Arbeitsmarkt aufgrund des technologischen Fortschritts am Schwinden, analytische und interaktive Fähigkeiten und Tätigkeiten werden verstärkt nachgefragt. Eine gute formale Ausbildung, Team- sowie Kommunikationsfähigkeit und soziale Kompetenz werden immer wichtiger.

Arbeitslosigkeit steigt

Die Arbeitslosigkeit ist in den vergangenen Jahren immer wieder in Wellen angestiegen. Die Corona-Pandemie hat aber zu einer rasant steigenden Arbeitslosigkeit geführt. Auf ihrem Höhepunkt verzeichnet Österreich die höchste Arbeitslosigkeit seit dem 2. Weltkrieg. Besonders problematisch: Der Anteil an Langzeitarbeitslosen steigt seit Jahren und wird krisenbedingt weiter zunehmen.

Grafik: Entwicklung der Anzahl der Beschäftigten © Rauch-Gessl

© Rauch-Gessl

Stagnierendes Arbeitsvolumen, aber mehr Beschäftigte 

In Österreich wurden vor der Pandemie im Jahr 2019 rund 6 Milliarden Arbeitsstunden von ArbeitnehmerInnen verrichtet. Dieses Arbeitsvolumen ist in den letzten Jahrzehnten mehr oder weniger konstant geblieben. Gleichzeitig ist die Zahl der Arbeitsplätze seit 2008 um 330.000 gestiegen. Die meisten davon sind Teilzeitarbeitsplätze gewesen. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit pro ArbeitnehmerIn ist von 38 Stunden im Jahr 2004 auf 35,7 Stunden im Jahr 2019 zurückgegangen. Andererseits befindet sich Österreich bezüglich Wochenarbeitszeit bei Vollzeitbeschäftigten im EU-Vergleich mit 41,1 Stunden auf Platz 3. Kein Wunder, werden doch insgesamt 261 Mio. Über- und Mehrstunden geleistet, davon 39,3 Mio. Stunden unbezahlt. Rechnet man alle erbrachten Über- und Mehrstunden in Vollzeitarbeitsplätze um, würden sich 150.000 zusätzliche Arbeitsplätze ergeben.

Grafik: Entwicklung des Arbeitsvolumens in Österreich © Rauch-Gessl

© Rauch-Gessl



Neue Herausforderungen für Interessenvertretungen

Individualisierung von und mangelnde Solidarität zwischen ArbeitnehmerInnen erschweren zunehmend die Arbeit als ArbeitnehmerInnenvertretung. Homeoffice wird diesen Zeitgeist eher beschleunigen als bremsen. Deshalb wird es für ArbeitnehmerInnenvertretungen auf betrieblicher und kollektiver Ebene eine Herausforderung werden, diesen solidarischen Geist zwischen ArbeitnehmerInnen aufrechtzuerhalten und auszubauen.

So gestalten wir eine bessere Arbeitswelt

  • Einheitliche und bessere Rechte von ArbeitnehmerInnen
  • Verhinderung von Scheinselbstständigkeit
  • Anteil der Leiharbeit an der Stammbelegschaft minimieren
  • Höhere Mindestlöhne, faire Erhöhung der Löhne und Gehälter
  • Innovative Modelle zur fairen Umverteilung der Arbeitszeit
  • Flächendeckend Betreuungsmöglichkeiten von Kindern, Jugendliche und Pflegebedürftigen für Vollzeitbeschäftigung
  • Lohn- und Sozialdumping effektiver verhindern
  • Arbeitskräftezuzug aus dem Ausland besser lenken
  • Nettoersatzrate beim Arbeitslosengeld erhöhen
  • Jobgarantie für am Arbeitsmarkt benachteiligte Menschen
  • Zielgerichtete Weiterbildung für Arbeitslose und Beschäftigte
  • Verpflichtende betriebliche Gesundheitsförderung
  • Frühzeitige Berufsorientierung in Schulen und eine Modernisierung und Attraktivierung des dualen Ausbildungssystems
  • Kürzere Pendeldistanzen und sozial-ökologische Reform der
    Pendlerpauschale
Drucken
Artikel teilen
Schild in überfluteter Straße © Thaut Images

Klimaschutz muss gerecht gestaltet werden!

Klimapolitik im Interesse der ArbeitnehmerInnen

Klimaschutz muss gerecht gestaltet werden!

Mehr zum Thema
Statistik Steigerung der Kosten für Miete und Betriebskosten von 2009 bis 2018 © Rauch-Gessl

Die Mieten steigen - Wohnen wird immer teurer

In den vergangenen Jahren sind die Kosten für Mieten und Betriebskosten schneller gestiegen als die Einkommen.

Die Mieten steigen - Wohnen wird immer teurer

Mehr zum Thema
Grafik zur Entwicklung der Zahl von PflegegeldbezieherInnen bis 2050 © Rauch-Gessl

Pflege und Pflegegeld: Das große Zukunftsthema

Die Zahl der PfleggeldbezieherInnen und die Ausgaben für Pflege werden bis 2050 stark steigen.

Pflege und Pflegegeld: Das große Zukunftsthema

Mehr zum Thema
NACH OBEN
Um Ihnen den bestmöglichen Service zu bieten, speichert diese Website Informationen über Ihren Besuch in sogenannten Cookies. Durch die Nutzung dieser Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden. Weitere Informationen über Cookies, sowie welche Daten wir wie lange speichern, finden Sie in unserer Datenschutzerklärung. Dort können Sie auch der Verwendung von Cookies widersprechen und die Browsereinstellungen entsprechend anpassen.